Oldtimer-Messe / Teilemarkt

 

                      Kommentare aus Sicht eines Verkäufers:

Nach diversen hundert Messen oder Teilemärkten hat der Verkäufer eine gewisse Routine entwickelt, den Kunden einzuschätzen und zu klassifizieren - diese Einteilung in Schubladen kann für beide Seiten sehr hilfreich sein um ausufernde Diskussionen  zu vermeiden - und damit auch für andere Kunden noch Zeit übrig bleib. - Aber auch der Profi kann irren, daher hier einige Beschreibungen .

Der Allwissende

Er hat die Midlife-Krise schon lange hinter sich, trägt die Halbglatze gut getarnt unter einem Hut oder einer Mütze. Mit weit geöffneten Augen und hochgezogenen Brauen inspeziert er, wie mit einem Scanner, die Auslagen des Messestandes. Sein Blick hebt sich von den Waren noch oben und er lehnt sich mit weit geöffneten Mund über die Verkaufsauslagen direkt vor dem Verkäufer. Sein Kopf schnellt nach vorn, wie die Schlange auf der Jagt nach dem Kaninchen. Geruchstechnisch gab es bei Ihm zum Mittag Sauerkraut mit Bratkartoffeln. Ohne Gruss und Einleitung beginnt er den Verkäufer mit seiner Fahrensgeschichte zuzutexten bis nach Stalingrad auf der Zündapp 750 dann auf einer erbeuteten Harlay und in den Fünfzigern auf Triumph. Im Winter bei Schnee und Eis mit Seitenwagen im Sommer natürlich Solo. Er kann auch alle Modelle blind reparieren - Schreiberlinge wie Klacks (Ernst Leverkus) oder Hertweck haben ja fast bei Ihm gelernt - der Verkäufer bleibt sprachlos - nicht nur durch die beeindruckenden Worte, sondern auch durch Sauerkrautdunst. Der Verkäufer fragt sich still warum er überhaupt eine Beruf wie Zweiradschrauber gelernt habe - eine Reise nach Russland hätte völlig gereicht. Ohne grosse Unterbrechung und mit schwingendem Unterkiefer erklärt er noch schnell den Exenterantrieb von der Max - und dass die bei NSU sowieso nur abgekupfert haben und viele weitere Wichtigkeiten der Fünfziger Jahre - zum Glück hat der Verkäufer bei diesem einseitigen Gespräch nicht widersprochen und so endet das Ganze mit der Frage - "gembse mal sooon Katalog" - "die hat ich oooch mal" - und weg ist der König des Wissens.

Der Tester 

Ganz vor in der Auslage liegen die unterschiedlichsten Ausführungen von Faltenbalgen für Telegabeln. Kleine, Große, Dicke  und Dünne - zielstrebig von schräg gegenüber kommt er schlanken Schrittes - er greift in die zweite Box von rechts ein Faltenbalg mittlerer Größe - spannt diesen zwischen seine Schraubstockhänden ein und pumpt als ob er Tester für Schifferklaviere wäre - bei jedem vor und zurück begrüßt ihn der Faltenbalg mit einem stattlichen Grunzten - mit der Folge, dass sich weitere Besucher zu dem Geräusch wenden, und interessiert beginnen auch die Ware zu prüfen - der Schifferklaviertester stellt prüfend die Frage - "passen die ooch für mene 98er Puma von 1955 ?" - der Verkäufer blickt mitleidig - "nee, die sind viel zu groß, die sind für ne 750er - vier Boxen weiter links - die sind richtig für 98er !" darauf der Kunde immer noch Gummi pumpend und Geräusche verursachend  "ist das noch Originalware ?" - darauf der Verkäufer grinst und antwortet - ja ja na klar wir ham die extra 50 Jahre im Keller versteckt damit se frisch bleiben." - der Kunde schau ungläubig worauf ein zweiter Käufer sich einmischt und fragt - "gibst den ooch mit drei falten mehr - ick will wat umbauen." - Ein Dritter Käufer - "ich nehme davon zwei - die könnten passen - Sie sind ja nächstes Jahr wieder hier, dann kann ich ja umtauschen, wenns nicht hinhaut" - der Verkäufer nickt und reicht das Wechselgeld. Der Tester pumpt gedankenversunken immer noch und hat ohne es zu bemerken, die Geschäfte Zug um Zug angekurbelt.

Die Familie 

Es zehn Uhr - Durch die zeitgenau geöffnete Eingangstür bricht ein Sturm in die Halle. Aus der alles niederrollenden Staubwolke schält sich eine kreischende Schar von drei Halbwüchsigen heraus, die nur mit Mühe von ihren Eltern verfolgt werden. Zielgenau strebt der Heuschreckenschwarm auf den Eckstand des Oldtimer-Restaurators mit seinen Motorrad-Schätzchen zu. Während der Oldtimerhändler mit schreckverzerrtem Gesicht zwischen Flucht und heroischem Kämpfeinsatz schwankt, wirft sich bereits das erste Kind verwegen auf den hellen Naturledersattel, rutscht ab und hinterlässt mit seiner Spielzeugpistole eine fette Schmarre im makellosen Lack des Motorradtanks. Unterdessen balzt der mitgebrachte Mischlingshund mit dem Vorderrad des Motorrades und besabbert das neuwertige Pneugummi mit weissem Speichel - dies wiederholt er an alle Ausstellungsstücken. Derweil hat Mamma dem jüngsten Monster endlich auf den Naturledersattel geholfen. Im selben Moment beginnt der kleine Liebling aus verschiedenen Öffnungen zu Tropfen - was sich bei näherer Betrachtung als geschmolzener Schoko-Riegel entpuppt. Diese Substanz erzeugt auf der Lederoberfläche eine ganz neue Naturmaserung. Den Erzeuger scheint dies nicht wirklich zu tangieren, jener hat sich derweil ein britannisches Modell ausgesucht und dieses erklommen. Monoton betätigt er im Wechsel Gasdrehgriff und Bremshebel rechts - als praxisnahe Kombinationsübung, nur mit dem Kupplungshebel links gibt es aufgrund mangelnder Handkraft Probleme, was ihm ein  "kaputt wa" entlockt. Familienableger Nummer zwei hat derweil durch Mithilfe der mitgebrachten Softeistüte den offenen Ansaugtrichter des Rennkrades demilitarisiert. Mit trainierten Bewegungen hat die Mutter den Kinderwagen so platziert, das weder weitere Kundschaft noch wohlmeinende Helfer für die gemarterten Fahrzeuge zum Ort den Geschehens Zugang finden. Der Oldtimer-Restaurator, die Hand fest auf die vermutliche Lage des Herzens in seiner Brust gepresst, versucht noch Worte zur Rettung zu formulieren, aber es reicht  nur noch zu Grunzgeräuschen während er resigniert auf seinem Hocker zusammensackt. Doch schon wenige Minuten später hat die Vorhut des Hurrikans den Nachbarstand mit altem Blechspielzeug entdeckt - begleitet durch eine verzweifeltes "Bitte nicht anfassen" - " zu spät" !

 

Diese Geschichte ist selbstverständlich frei erfunden und entbehrt jeder realen Grundlage - Ähnlichkeiten mit lebenden Personen wären rein zufällig und sicher nicht gewollt.

Text wurde mündlich überliefert - Braunschweig 2011

 

 

Diese Darstellung umfasst ausdrücklich die persönliche Meinung des Autors - es gibt keinerlei Verbindungen zur Geschäftstätigkeit der Firma OMEGA-Oldtimer.  

 

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